Leserbrief von Katja Marx  (22.01.10)

Leserbrief von Katja Marx  (22.01.10)

 

Leserbrief von Katja Marx zum NOZ-Artikel "Bissendorf hofft auf Geldsegen" vom 16. Januar 2010 (20.01.10)

 

So wird Demokratie in Bissendorf also gehandhabt! Da das „Aufhübschen“" des Bissendorfers Ortskerns zum großen Teil auch privat finanziert werden soll, sollen die Bürger hier kräftig mitmischen und in größtmöglichem Rahmen auf dem Laufenden gehalten werden. Frei nach dem Motto: „Wenn du in unsere Gemeinde investierst, darfst du auch mitreden“.

Wie verträgt sich diese Haltung denn mit der Informationspolitik seitens der Gemeinde in Bezug auf das geplante Industriegebiet in Natbergen? Hier sollt nicht etwa verschönert, sondern im großen Stil Zerstörung der Natur und Verminderung der Wohnqualität betreiben werden. Die Begeisterung vieler Bissendorfer Bürger hält sich dementsprechend in Grenzen, vor allem, nachdem nun die gesamten Ausmaße des Industriegebietes bekannt wurden. In dieser Angelegenheit war die Meinung der Bürger so gut wie gar nicht erwünscht, ganz im Gegenteil, eine Bürgerbefragung wird von Teilen des Gemeinderates kategorisch abgelehnt. Warum denn nur?

Etwa, weil die Gegner des Industriebietes sich erdreistet haben, sich grundlegend zu informieren, stichhaltige Gegenargumente zu haben und sich daher nicht als Unwissende erweisen? Mir drängt sich hier der unangenehme Eindruck auf, dass die Meinung des Bürgers nur dann gefragt ist, wenn er sich unkritisch übertölpeln lassen möchte. Wenn er auf nicht bewiesene und teilweise fadenscheinige Positivaspekte wie Arbeitsplatzschaffung und Gewerbesteuer hereinfällt. Eine rührige, zu Beginn der Diskussion wohl in ihrer Zähigkeit unterschätzte Bürgerinitiative „Schönes Natbergen“ passte den „Machern“ da wohl nicht ins Konzept. Was wäre da einfacher, als die Gegner schlicht totzuschweigen?

Ist das die Bissendorfer Auffassung von Demokratie? Ich halte es eher für ein recht peinliches Armutszeugnis, für das der Gemeinderat bei der nächsten Kommunalwahl bestimmt die Quittung erhalten wird. Darüber sollten die Ratsmitglieder mal ausführlich in sich gehen.

Ich bin zudem äußerst gespannt auf den Umgang mit dem noch bewirtschafteten Bauernhof in Bissendorf. Dieser wird in dem Artikel als „störend“ für die Entwicklung des Ortskernes bezeichnet. Sollte der betreffende Bauer sich jetzt schon mal ganz warm anziehen, da er mit einem Umlegungsverfahren rechnen muss? Im Zusammenhang mit dem Natberger Industriegebiet hat BM Halfter dies ja als ganz normalen Vorgang bezeichnet.

Normal scheint in Bissendorf demnach, ländliche Traditionen zu planieren und einen wunderschönen Ortskern mit ordentlich Industrie zu umzingeln. Die Schildbürger wären sicherlich die Einzigen, die das problemlos nachvollziehen könnten!

 

Katja Marx

Koburger Platz 3, 51103 Köln