Gegendarstellung Weser-Ems-Manager

Gegendarstellung Weser-Ems-Manager

Gegendarstellung zum Artikel: „Happy End nach fünf Jahren Planung – Osnabrücker Spedition Koch kann endlich expandieren"

 

Für Nichtführungspersönlichkeiten ist es ja nicht gerade eine häufige Erfahrung, dass die Presse über sie berichtet. Insbesondere, wenn man mal zufällig und sozusagen zielgruppenfern ausgerechnet in einer Fachzeitschrift „für Führungspersönlichkeiten“ blättert. Umso erstaunter waren wir (die Bürgerinitiative „Schönes Natbergen“), in der Ausgabe des „Weser-Ems-Managers“ vom März 2009 von der Vergeblichkeit unserer Existenz zu erfahren.

Da die eigene Existenz immer von großem Interesse ist, haben wir uns näher mit dem oben erwähnten Artikel beschäftigt und uns dabei ziemlich amüsiert, aber auch ein bisschen geärgert. Um aber auch den übrigen Lesern dieses ambivalente Vergnügen zu ermöglichen, möchten wir Ihnen mit dieser Gegendarstellung die dazu notwendigen Informationen liefern.

Unser Interesse gilt einem Artikel, der als neutraler Bericht mit eingebetteten Aussagen des Geschäftsführers Heinrich (Heiner) Koch junior aufgemacht ist und von dem angeblichen Ende einer langen Suche der Osnabrücker Spedition Koch nach Expansionsmöglichkeiten handelt. Diese Suche habe in Bissendorf ein glückliches Ende gefunden, denn in einem dort neu einzurichtenden Gewerbegebiet möchte Herr Koch in naher Zukunft seine Spedition ansiedeln. Sämtliche Hürden scheinen genommen, sogar uns habe er erfolgreich überwunden („doch der Widerstand hat nichts genutzt“), und nachdem er fünf äußerst bittere und finanziell teure Jahre lang vergeblich nach einer Lösung gesucht habe, stehe nun endlich dem „Umzug der Spedition … nichts mehr im Wege“.

An diesem Artikel ist so viel falsch, dass man gar nicht glauben kann, dass er in einer richtigen Zeitschrift erschienen ist. Das fängt schon mit der Überschrift an: „Happy End nach fünf Jahren Planung – Osnabrücker Spedition Koch kann endlich expandieren“, was sie natürlich nicht kann, jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt und nicht am angegebenen Ort in Bissendorf. Denn – und da kommen wir zu einem weiteren Fehler in dem Artikel – der Rat der Gemeinde hat keinen „Bebauungsplan“ entschieden, sondern einen „Aufstellungsbeschluss“ gefasst. Das heißt, der Rat der Gemeinde Bissendorf hat sich entschlossen, die Anfrage der Spedition Koch zu prüfen. Diese Prüfung erfolgt nach einem standardisierten Verfahren, dem so genannten „Bauleitverfahren“. Dort werden alle Beteiligten gehört, mögliche Nutzen, aber auch Beeinträchtigungen der Allgemeinheit und der Anwohner geprüft, Einsprüche gesammelt und Alternativen erwogen. Erst nachdem dieses Verfahren abgeschlossen ist (und auch nur, falls darin eine Umwidmung der bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen gestattet würde), erst dann würde ein Flächennutzungsplan erstellt, der die Flächen für eine gewerbliche Nutzung (Koch beantragt sogar eine „industrielle“, also weitergehende Nutzung) frei gibt, erst danach könnte der Rat einen Bebauungsplan aufstellen, und dann erst endlich könnte die Spedition sich dort ansiedeln.

Die Aussage, „einem Umzug der Spedition Koch steht nichts mehr im Wege“ hat also höchstens humoristischen Wert, denn dem Umzug der Spedition steht noch das gesamte offizielle Genehmigungsverfahren im Wege. Außer, Herr Koch glaubt, dieses Verfahren schon im Sack zu haben, dann wird er aber für die Staatsanwaltschaft interessant, denn das wäre eine illegale Beeinflussung hoheitlicher Aufgaben und ein äußerst unangenehmes Thema, also nehmen wir lieber die lustigere Variante.

Aber nicht nur die Bemühung der Firma Koch, sich in Bissendorf anzusiedeln, auch deren Expansionspolitik am bisherigen Standort in Osnabrück-Atter ist in dem Artikel falsch dargestellt. Die Ursache des Misserfolgs dieser Bemühungen lag nämlich nicht an den fiesen Grundstückseigentümern, die aus ominösen Gründen „plötzlich umgekippt“ seien. Die Sache ist erheblich profaner: Die Grundstückseigentümer sind nach wie vor bereit, ihre Flächen an Koch zu verkaufen, auch die Stadt Osnabrück ist der Firma Koch sehr weit entgegen gekommen. Alle Beteiligten bemühen sich sehr um den Verbleib der Firma in Osnabrück. Herr Koch ist lediglich nicht bereit, die geforderte Summe zu zahlen. So einfach ist das. Kein „unerwarteter Gesinnungswandel“, keine Zweckbestimmung von jedem „Quadratmeter in Deutschland“, keine blockierende Ausgleichsflächenregelung. Nur freie Marktwirtschaft.

Dass wir, die Bürgerinitiative „Schönes Natbergen“, in dem Artikel als diejenigen dargestellt werden, die ein Spiel verloren haben, das noch gar nicht beendet, das sogar gerade erst angepfiffen worden ist, nehmen wir nicht nur mit Humor, es macht uns sogar ein bisschen stolz. Denn nichts zeigt die Schwäche eines Gegner deutlicher, als dass er schon von der ersten Minute an anfängt zu foulen. Außerdem denken wir, dass dieser Text und unsere übrigen Aktionen das geneigte Publikum von unserem offensichtlichen Vorhandensein überzeugen möge.

Zum Schluss möchten wir Herrn Heinrich Koch junior aber doch noch einmal ungestört zitieren, wenn er voll von „verantwortungsvollem Unternehmertum“ auch an seine Mitarbeiter denkt: „Aber bei der heutigen wirtschaftlichen Lage ist ja jeder froh darüber, überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben“.

 

Ihre Bürgerinitiative „Schönes Natbergen“, Sprecher: Günter Korte



Die Zeitschrift "Weser-Ems-Manager" verzögerte den Abdruck dieser Gegendarstellung, zu der sie nach dem niedersächsischen Presserecht verpflichtet ist, mit juristischen Mitteln.